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Campus Cleve präsentiert: 

Erst Studierende – dann Fachkräfte: Wenn das Studium zum Berufswunsch passt

Jennifer Dorrenbach und Marion Hillgärtner studierten an der Hochschule Rhein-Waal. Beide arbeiten heute in der LVR-Klinik – die eine nach einem Vollzeitstudium, die andere nach einem Studium neben dem Vollzeitjob.

Bedburg-Hau - Nach drei Semestern Jura in Göttingen stand für sie fest: Die Juristerei ist nicht ihr Ding. Inzwischen hat Marion Hillgärtner eine andere Profession gefunden: Sie ist Qualitätsmanagement-Beauftragte in der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Nach dem Abbruch des Jura-Studiums in Niedersachsen ging Hillgärtner wieder zurück in die Heimat. Nach Kleve, wo sie am Stein-Gymnasium Abitur gemacht hatte. Ihr WG-Mitbewohner erzählte vom an der Praxis orientierten Studium an der Hochschule Rhein-Waal. Hillgärtner ging zum Tag der offenen Tür und kam mit einem Studiengang zurück, der der ihre werden sollte: Qualität, Umwelt, Sicherheit und Hygiene (Qush).

Der Studiengang befasst sich mit Grundlagen, Richtlinien und Normen zum Beispiel im Arbeitnehmerschutz oder der Umweltsicherheit. Es geht um die prozessbegleitende Einhaltung von Vorschriften und Qualitätsstandards, um Umweltkennzahlen, interne und externe Inspektionen und nicht zuletzt um die kontinuierliche Verbesserung des Unternehmens in diesen Bereichen.

Hillgärtner machte während des Studiums ihr Praktikum in Sachen Qualitätsmanagement in der Apotheke der LVR-Klinik. Bald stand fest: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und hier die LVR-Klinik könnten ein Wunsch-Arbeitgeber sein. Doch die Stelle war zunächst noch besetzt. „Das war so gesehen kein Problem – denn Qualitätsmanager sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt“, sagt sie. Als die Stelle in Bedburg-Hau frei wurde, bewarb sie sich erneut. Hier geht es jetzt für sie um die methodische Begleitung von Projekten und die Mitarbeit in einem neuen Prozess für die LVR-Klinik, der in einer Standortbestimmung für die komplette Klinik enden soll.

Während Marion Hillgärtner Qush in Vollzeit studierte, organisierte Jennifer Dorrenbach ihr Studium neben einem Vollzeitjob. „Das funktionierte vor allem deshalb, weil der Arbeitgeber da sehr kooperativ war“, sagt Dorrenbach. Und weil der Arbeitgeber auch an der Fortbildung seiner Mitarbeiterin interessiert ist, sagt Stephan Lahr, kaufmännischer Direktor der LVR-Klinik Bedburg-Hau, die Arbeitgeber Dorrenbachs ist. Heute arbeitet Dorrenbach in Lahrs Fachbereich und ist Controlling Analystin.

Sie hatte zunächst nach ihrem Abitur in Emmerich  beim Klever Hals-Nasen-Ohrenarzt Schmucker Arzthelferin gelernt, machte dann ihren Fachwirt in Sozial- und Gesundheitswesen und fand eine neue Stelle in der LVR-Klinik. „Aber eigentlich hatte ich immer vor, ein Studium zu machen“, sagt Dorrenbach. Nach Rücksprache mit ihrem Arbeitgeber startete sie das Bachelorstudium Bio Science and Health. Ein Studiengang, der für Naturwissenschaften, Gesundheit und das Management im Gesundheitsbereich qualifiziert. Genau das, was Dorrenbach suchte.

Während des Studiums lernte sie die Laborarbeit ebenso kennen, wie das Gesundheitsmanagement. „Ich habe mich dann für das Management, die Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen und Controlling entschieden, um dahin zu kommen, wo ich hinwollte“, sagt sie. Heute befasst sie sich mit kaufmännischem Controlling, mit der Erhebung von Patientendaten, mit Ziel- und Patienten-Controlling.

Das passgenaue Studium mit dem engen Praxisbezug ist eine der großen Stärken der Hochschule Rhein-Waal, sagt HSRW-Präsident Oliver Locker-Grütjen. Auch biete die HSRW eben neben dem klassischen Vollzeitstudium auch berufsbegleitende oder duale Studiengänge an. Passgenau eben. 

Auf der anderen Seite zeigen Einrichtungen wie die LVR-Klinik als eine der größten ihrer Art im ganzen Rheinland, dass die Region attraktive Arbeitgeber bieten kann, sagt Lahr. Und diese brauchen eben die qualifizierten Mitarbeiter, die auch aus der Region kommend hier passende Stellen finden, sagt Peter Wack, Vorsitzender des HSRW-Fördervereins Campus Cleve.

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Bildunterschrift: Hans-Josef Kuypers, Marion Hillgärtner, Oliver Locker-Grütjen, Jennifer Dorrenbach, Peter Wack und Stephan Lahr (von links).

Andreas Boland nun Beiratsvorsitzender des Fördervereins Campus Cleve e.V.

Kreis Kleve – Sichtlich groß war die Freude der Vorstands- und Beiratsmitglieder des Fördervereins der Hochschule Rhein-Waal – Campus Cleve e.V., sich nach zwei Jahren „Zwangspause“ durch Corona und einer Vielzahl digitaler Treffen, nun endlich wieder in Präsenz treffen zu können. Neben der Darstellung der Aktivitäten des Fördervereins aus dem vergangenen Jahr, der Planung des Jahresprogramms 2022 und einem kurzen Abriss über das Leben und Arbeiten auf dem Campus während und nach der Pandemie durch Hochschul-Präsident Dr. Oliver Locker-Grütjen, galt die Wahl des neuen Beiratsvorsitzenden des Fördervereins als wichtigste Entscheidung der aktuellen Vorstands- und Beiratssitzung. Die Wahl fiel mit ungeteilter Zustimmung aller Anwesenden auf Andreas Boland, den Leiter des Berufskollegs Geldern.

Er tritt damit die Nachfolge von Dr. Kurt Kreiten an, der sich mit Eintreten in den Ruhestand auf neue Herausforderungen konzentriert. Boland brachte nach der Wahl seine Freude darüber zum Ausdruck, in Zukunft noch stärker zur Etablierung der Hochschule Rhein-Waal – vor allem auch im Süden des Kreises Kleve – beitragen zu können und bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen.

 

Bildunterschrift: Andreas Boland wurde zum Vorsitzenden des Beirates des Fördervereins der Hochschule Rhein-Waal – Campus Cleve e.V. gewählt.

Selbstverantwortliches Arbeiten will gelernt sein

Vorstands- und Beiratssitzung des Campus Cleve e.V. mit Besuch des KLEX

Kreis Kleve – Hier dürfen die Kinder aktiv sein, forschen, entdecken, kreativ und offen lernen: Die Lernwerkstatt KLEX – Kindliches Lernen, Erfahren und Experimentieren. Genau diesen Zielen hat sich auch der Förderverein der Hochschule Rhein-Waal –Campus Cleve e.V. verschrieben, als er in den letzten Monaten gleich zwei Mal einen größeren finanziellen Betrag zur Anschubfinanzierung dieses Lehrstuhls auf den Weg brachte. Professor Dr. Marjan Alemzadeh steht als Professorin für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Frühkindliche Bildung für alles dies. Mitglieder des Vorstands und des Beirates des Fördervereins ließen sich nun in Begleitung von Hochschule Rhein-Waal-Präsident Dr. Oliver Locker-Grütjen die Fortschritte beim KLEX näherbringen.

Renate Schmitz-Gebel präsentierte an diesem Nachmittag das KLEX, während Studierende ihre Gedanken in die Umsetzung eines überdimensionalen Buchprojektes einbrachten, das sie am Vorlesetag in der Willibrord-Schule in Kellen den Schüler*innen vorstellen werden.

Das KLEX Labor stellt eine einladende, vorbereitete Umgebung für Kinder und Studierende dar: Hier stehen Bausteine, Werkzeuge, ein Leuchttisch mit Zubehör zum Experimentieren, genauso wie Materialien zum naturwissenschaftlichen und ästhetischen Lernen in den offenen Regalen bereit. Staffeleien mit Farben und Pinsel laden zum Malen ein. „Selbstständiges und selbstverantwortliches Arbeiten“ ist die Zielsetzung in diesen Räumlichkeiten, wo individuelle Bildungsprozesse in der Gruppe gefördert werden. Die Studierenden stehen hier für Forschendes Lernen und machten an diesem Nachmittag den Eindruck, dass die Zielsetzungen der Campus Cleve-Investition auf ihrem besten Weg sind.

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Bildunterschrift: Auch im Herbst einen Besuch wert: Der einladende Garten im KLEX fand die Unterstützung des Fördervereins der Hochschule Rhein Waal – Campus Cleve e.V. Vorstand und Beirat des Fördervereins nutzten die jüngste Sitzung im Senatssaal zur kleinen Stippvisite in den Außenbereich.

Beeindruckend auch der neue naturnahe KLEX-Garten, der ungeachtet seines herbstlichen Kleides die Liebe zum Detail offenbarte. Eine kindgerechte kleine Hütte wartet hier auf die Youngster, ein kleiner Wasserlauf verbindet Beete und Sitzbank. „Ein wunderbarer Ort zum Wohlfühlen“, kommentierte der Campus Cleve-Vorsitzende Peter Wack das Gesehene und freute sich sehr darüber, dass der Hochschul-Präsident zu diesem Termin Zeit gefunden hatte. Nicht zuletzt er war es, der die Notwendigkeit zu dieser Investition erkannt hatte, wollte er mit dieser Maßnahme auch den Bereich der Kindheitspädagogik in die Profilierungs-Strategie der Hochschule Rhein-Waal einbringen.

In der folgenden Sitzung von Vorstand und Beirat lieferte Locker-Grütjen dann einen kurzen Abriss über das Leben und Arbeiten auf dem Campus während und nach der Pandemie. Als wichtige Entscheidung des frühen Abends gilt die Wahl von Andreas Boland zum Vorsitzenden des Beirates des Fördervereins der Hochschule Rhein-Waal – Campus Cleve e.V. Boland ist der Leiter des Berufskollegs Geldern des Kreises Kleve und tritt die Nachfolge von Dr. Kurt Kreiten an, der sich mit Eintreten in den Ruhestand auf neue Herausforderungen konzentriert.

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Bildunterschrift: Studierende im KLEX berichten über ihre tägliche Arbeit. Hier geht es um ein Buchprojekt, das mit Leben erfüllt werden soll.

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Erst Studierende – dann Fachkräfte: Aus dem Hörsaal in die Pflanzenwelt

Wenn aus Studierenden Fachkräfte werden: Die Absolventen der Hochschule Rhein-Waal Anil Patel und Rohit Gopal arbeiten in ihrem Beruf bei Stauden Peters in Kranenburg. Wie passt das zusammen? Ein Besuch.

Kranenburg - Winterharte Gräser stapeln sich auf große Blecheinschübe unter dem weiten Glasdach von Stauden Peters in Kranenburg.  Sie sind für die Auslieferung sortiert, Zettel zeigen an, wo das Gras einmal wachsen soll. Die Pflanzen gehen an Kunden im ganzen Bundesgebiet und fast ganz Europa , sie gehen an Großmärkte, Gärtnereien. Stauden Peters ist seit drei Generationen international unterwegs: 80 Prozent der ausgelieferten Waren werden auf eigenen Flächen gezogen, 20 Prozent müssen hinzugekauft werden.

An drei Standorten arbeiten in Deutschland auf gut 42 Hektar Produktionsfläche bis zu 150 Menschen in den Stoßzeiten. Und  für die Gräser und Stauden, die es gern warm haben, wird in einem Partnerbetrieb in Portugal produziert. Der liegt gut 100 Kilometer nördlich der Algarve in einer der heißesten Zonen Portugals. „Auf der Flächen wachsen 250 bis 300 Jahre alte Korkeichen“, sagt Klaus Peters, Geschäftsführer des Kranenburger Gräserspezialisten. In seiner Firma arbeiten Menschen aus 26 Nationen. Darunter auch viele Studenten, die in den Semesterferien hier einen Job neben dem Studium finden.

Doch Peters bietet den Studierenden der Hochschule nicht nur Jobs zur Aufbesserung des monatlichen Salärs an, sie können hier auch praxisnahe Seminararbeiten schreiben, erklärt Peters. Und nicht zuletzt hat der Fachbetrieb auch Stellen, dass Studenten hier einen Beruf nach Abschluss des Studiums finden, so wie die beiden Absolventen der Hochschule Rhein-Waal Anil Patel und Rohit Gopal.

Anil Patel kümmert sich bei Stauden Peters um die Optimierung von Arbeitsprozessen, Gopal ist Bionic-Master und befasst sich unter anderem mit den Pflanzen. Patel wiederum schrieb seine Bachelor-Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Gräserspezialisten. „Mein Augenmerk liegt vor allem darauf, dass Arbeitsabläufe ohne vermeidbare Fehler stattfinden“, sagt er bei einer kleinen Präsentation im Büro oberhalb der Halle.

Es gehe um den Transport mit dem Lkw, die Fahrten mit dem Gabelstapler und auch um Bewegungsabläufe der Mitarbeiter, die es zu optimieren gelte, erklärt er. Das beginne ganz einfach damit, dass man Wartezeiten auf Lkw vermeide, die beispielsweise mit Produkten aus Portugal kommen, dass man Ideen der Mitarbeiter einfließen lasse, die vor Ort die Probleme erkennen und praktikable Lösungsmöglichkeiten parat hätten. Es gehe weiter darum, die Transportcontainer und ihre Plätze zu optimieren. „Der Betrieb muss, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben, die Kostenseite verbessern, herunterfahren“, sagt Gopal.

Beide Studenten sind sich sicher, noch eine Zeit  in Deutschland bleiben zu wollen. Patel ist seit 2013 in Kleve. Langfristig aber denkt der Betriebswirt an eine Zukunft in der Heimat.

Peters bestätigt in der Diskussion um künftige Akademiker und künftige Fachkräfte, dass die fehlen – vor allem ausgebildete Kräfte aus dem Gartenbau. Seine Firma werde auf jeden Fall weiter Praxis-Arbeiten für Studierende anbieten, weiter ermöglichen, im Betrieb Seminar- oder Bachelor-Arbeiten zu schreiben. Das sei schließlich auch eine Win-Win-Situation für den Betrieb: „Wir bekommen Feedback und neues Wissen in die Firma, die Studierenden können hier ihre Theorie in die Praxis umsetzen“, sagt er. Das Gros der Studierenden, so seine Erfahrung, halte sich die Option, wieder in die Heimat zurückzukehren, offen, bliebe aber zunächst einige Jahre hier. Die Studierenden seien nach Deutschland gekommen, um hier zu studieren und erste Schritte in ihr Berufsleben zu machen. Dafür sind Anil Patel und Rohit Gopal ein gutes Beispiel, sagt Professor Peter Kisters, Vizepräsident der Hochschule Rhein-Waal.

Dass die Studierenden hier ihre ersten Schritte machen und vielleicht auch in der Region blieben sei auch wichtig für die Wirtschaft, die derzeit auf allen Ebenen unter Fachkräftemangel leide, eben auch in der Ebene der Fachkräfte mit einem angeschlossenen Hochschulstudium, sagt Kreis Kleves Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. Klaus Peters wiederum erklärte, dass die beruflichen Aussichten für Fachkräfte mit Studium auch in der Region gut seien und die hiesige Wirtschaft sie brauche und einstelle.

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Aus Studierenden werden Fachkräfte: Anil Patel, Monika Geenen, Klaus Peters, Hans-Josef Kuypers, Rahit Kanchan, Irina Tömnißen und Prof. Dr. Peter Kisters (v.l.) bei Stauden Peters.

Der Unternehmer Heinz Sack wird dem Förderverein Campus Cleve fehlen


Kreis Kleve – Der Förderverein der Hochschule Rhein-Waal - Campus Cleve e.V. trauert um sein verdientes Mitglied Heinz Sack. Der engagierte Unternehmer starb im Alter von 71 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. 

Heinz Sack, Freund von Kunst und Kultur, war viele Jahre zunächst als Mitglied des Beirats und später als Beisitzer im Vorstand des Fördervereins Campus Cleve als stets aufgeschlossener Ideengeber und hilfsbereiter Problemlöser bekannt. Der gelernte Diplom-Kaufmann empfand es als riesigen Standort-Vorteil, dass es in der Kreisstadt Kleve zur Gründung einer Hochschule für angewandte Wissenschaften gekommen ist. Somit lag es für ihn nahe, dass er immer wieder Studierenden Gelegenheit bot, in seinem Unternehmen tel-inform mit seinen 280 Arbeitsplätzen erste berufliche Gehversuche zu unternehmen. 

Heinz Sack zeigte sich stets als kreativer Denker und standortfördernder Praktiker. Bis in die letzten Wochen unterstützte er zusammen mit engen Freunden und Weggefährten die Gedanken an eine zurückhaltende Bebauung des Minoritenplatzes. Wie in vielen anderen Situationen auch engagierte er sich dafür, der Kreisstadt Kleve zu einem zeitgerechten, einem modernen und zukunftsfähigen Auftritt zu verhelfen. 

Der Unternehmer Heinz Sack wird seiner Stadt Kleve und dem Förderverein der Hochschule Rhein-Waal - Campus Cleve e.V. fehlen.

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Erst Studierende – dann Fachkräfte: Werkstoffe auf Herz und Nieren prüfen

Kausar Rahman kam aus Bangladesch nach Kleve, um zu studieren. Auch nach seinem Abschluss blieb der heute 37-Jährige am Niederrhein. Er hat eine Anstellung bei Dr. Sommer Werkstofftechnik in Issum gefunden.

Kreis Kleve - Issum - Als Kausar Rahman das erste Mal vom Niederrhein, vo Kleve und der Hochschule Rhein-Waal hört, lebt und studiert er noch in seiner Heimat Bangladesch. Er sei mit seinem damaligen Studiengang unglücklich gewesen, als er auf eine Anzeige der damals noch jungen Hochschule aufmerksam wurde, erinnert sich der heute 37-Jährige. Er kommt nach Deutschland und beginnt den Bachelor-Studiengang „Mechanical Engineering“ an der Hochschule Rhein-Waal. „Mir haben der Praxisbezug des Studiengangs und die Möglichkeit gefallen, in Deutschland studieren zu können. Außerdem kam mir entgegen, dass der Studiengang auf Englisch ist“, sagt Kausar Rahman.

Als er das Studium abschließt, geht es aber nicht zurück nach Bangladesch: Der 37-Jährige findet eine Anstellung als Fachkraft in der heimischen Wirtschaft. Bei der Dr. Sommer Werkstofftechnik in Issum. Den Betrieb kennengelernt hat Kausar Rahman bereits während eines Praktikums. „Dafür musste er acht Wochen lang zwei Stunden hin und zurück fahren“, sagt Firmengründer und Gesellschafter Peter Sommer. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen.“

Die Firma wurde im Jahr 1988 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet. Heute untersucht sie nicht nur Schadensfälle, tritt als Gutachter vor Gericht und außerhalb auf oder prüft Werkstoffe, sie gibt auch Seminare zur Qualifizierung und Weiterbildung. 26 Mitarbeiter arbeiten Sevelen, dazu kommen noch einige in Düsseldorf und Neuss. „Die Windkraft-Industrie ist ein klassischer Kunde“, sagt Peter Sommer. Vereinfacht gesagt: Wenn etwas kaputt gegangen ist, liegt es an dem Unternehmen, herauszufinden, wo die Ursache lag. „Wir können alles untersuchen, was mit Stahl zu tun hat. Vom Span bis zu tonnenschweren Teilen“, sagt Jens Sommer. Er ist gemeinsam mit Bruder Philipp Geschäftsführer. Während der eine für die Werkstofftechnik und Seminare zuständig ist, verantwortet der andere Datentechnik und Forschung. Dr. Sommer Wertstofftechnik ist ein echtes Familienunternehmen. „Die Firma gehörte schon zu unseren Kindheitszeiten immer dazu“, erinnert sich Jens Sommer. „Sie finden hier bei uns sieben Mal Sommer“, sagt Gründungsvater Peter Sommer. Und das mittlerweile in drei Generationen. Warum man immer noch seinen Sitz in Issum Sevelen hat? „Die Kunden sind überall auf der Welt verteilt – und weil wir hier wohnen, habe ich die Chance, zu Fuß zur Arbeit zu gehen“, sagt Peter Sommer.

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Bildunterschrift: Kausar Rahman an der zerstörten Antriebswelle eines Windrades. Er spricht sehr gut Englisch und lernt im Kundenkontakt immer besser Deutsch.

Mittlerweile hat es auch Kausar Rahman nicht mehr so weit zur Arbeit. Eine Herausforderung bleibt: die Sprache. „Es war klar, dass er Deutsch sprechen muss“, sagt Peter Sommer. „Nicht alle Zerspaner hier können fließend Englisch.“ Dass der 37-Jährige so gut Englisch spreche, komme ihm auf anderen Gebieten aber entgegen, sagt Jens Sommer. „40 bis 50 Prozent der Berichte sind heute auf Englisch.“

„Ein guter Ingenieur muss auch guter Kommunikator sein. Das verbindet der Studiengang Mechanical Engineering“, sagt Peter Kisters von der Hochschule Rhein-Waal. Der Kontakt zu Peter Sommer kam schon früh in der Entwicklungsphase der Hochschule zustande. „Als Hochschule für angewandte Wissenschaft sehen wir uns auch als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Das ist keine Einbahnstraße“, sagt Kisters. Es entstehen Kooperationen, wie etwa mit Sommer, der bereits seit Jahren Seminare an der Hochschule anbietet. Bei ihm können Praktika absolviert und Bachelorarbeiten geschrieben werden. „Ich hatte immer großen Spaß an der Lehre“, sagt Peter Sommer. So erhielt er im November 2018 eine Professur der Fakultät Technologie und Bionik der Hochschule Rhein-Waal. Mit der Ernennung zum Honorarprofessor, so hieß es damals, „würdigt die Hochschule sein fortwährendes Engagement in der Lehre und bei der Betreuung zahlreicher Praktika und Abschlussarbeiten.“

 
 Die Seminarplätze seien bei Sommer auch immer beliebt, sagt Peter Kisters. Bei der Werkstofftechnik sei schließlich immer etwas los. Viel anschaulicher geht es nicht. „Im Bemühen, Wirtschaft und Hochschule zusammenzubringen, muss man beim einen Unternehmen mehr Klinken putzen als beim anderen“, sagt Peter Wack, Vorsitzender des Fördervereins Campus Cleve. „Bei Herrn Sommer waren es eher Eulen, die wir nach Athen getragen haben“, erklärt Wack. Die Studierenden würden es aber auch zurückzahlen, sagt Peter Sommer. „Sie sind alle sehr motiviert, es gibt nahezu keine Fehlzeiten. Das kenne ich von anderen Hochschulen anders.“

Und manche Verknüpfung ergibt sich dann auch noch, die vorher nicht unbedingt planbar war: Mittlerweile studiert auch Sommers Tochter an der Hochschule Rhein-Waal: International Business als dualer Studiengang.

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Erst Studierende – dann Fachkräfte: Mit Hochschul-Denke in die Wirtschaft

Mit fortschreitender Digitalisierung wandelt sich auch die Branche der Steuerberater grundlegend. Henning Verhohlen hat erst an der Hochschule Rhein-Waal studiert und ist nun bei KPP in Kleve tätig. Was ihn an dem Job so fasziniert.

Kreis Kleve - Kleve - Wenn er von Bekannten gefragt wird, was er studiert hat, dann sagt Henning Vermohlen manchmal einfach: „BWL auf Englisch.“ Und lacht. Natürlich sei International Business and Social Sciences, wie der Studiengang an der Hochschule Rhein-Waal eigentlich heißt, deutlich mehr, erklärt Oliver Locker-Grütjen. „Die Hochschule ist interdisziplinär angelegt. Es geht um Gesellschaft und Ökonomie, um große gesellschaftliche Herausforderungen. Berufe wandeln sich, dafür braucht man breit ausgebildete Kräfte. Nur so können wir zukunftsfähig den Markt bedienen“, sagt der Präsident der Hochschule Rhein-Waal.

Henning Vermohlen ist 34 Jahre alt und stammt aus Kleve. Heimat sei immer ein großer Teil seines Lebens gewesen, sagt er. Die Chance einer Hochschule vor der eigenen Haustür wollte er gerne nutzen, auch seine Eltern traten schon früh dem Förderverein bei. „Ich hatte schon immer eine Affinität zu Zahlen, zum Analytischen“, sagt er. Mit nichts ließen sich Prozesse leichter abbilden. So fand sich der passende Studiengang, abgeschlossen mit einem Bachelor-Zeugnis. Nach zwei beruflichen Stationen beschloss Vermohlen, etwas Neues wagen zu wollen – und bewarb sich bei der Steuerberatungsgesellschaft KPP. „Eigentlich habe ich mich als Steuerassistent beworben, mit dem Ziel später Steuerberater zu werden“, sagt er. Beim Bewerbungsverfahren kam er dann aber mit Volker Wein ins Gespräch. Er ist einer der Geschäftsführer der Steuerkanzlei. „Es war ein sehr produktives Bewerbungsgespräch, bei dem wir geschaut haben, was am besten passt. Da bin ich sehr dankbar für“, sagt Vermohlen. Nun ist er bei der Kanzlei in der Unternehmensberatung tätig. „Das ist das, was wir brauchen“, sagt Wein. 

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Bildunterschrift: Volker Wein, Peter Wack, Henning Vermohlen, Oliver Locker-Grütjen und Hans-Josef Kuypers in den Räumen von KPP (von links).

KPP beschäftigt rund 90 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten. „Wir verknüpfen die Gebiete Wirtschaft, Recht und Steuern mit Fragen, die sich im grenzübergreifenden Bereich stellen“, sagt Volker Wein. Die Steuerberatung wandele sich grundlegend, man sei auf dem Weg, das Rechnungswesen komplett zu digitalisieren. „Jede Doppelbelastung von Belegen ist fehleranfällig“, sagt der Fachberater für Internationales Steuerrecht. Die Software zur Erfassung von Belegen werde immer besser, die Räume, die man früher zur Lagerung unzähliger Akten benötigte, immer leerer. Gleichzeitig werden Bereiche wie die der Unternehmensberatung immer relevanter. Genau das Spannungsfeld in dem nun Henning Vermohlen arbeitet.

Der 34-Jähriger ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich lokale Wirtschaft und Hochschule verzahnen können. „Hochschul-Absolventen lernen, sich in etwas einzudenken. Diese Art des Denkens ist sehr wichtig“, sagt Volker Wein. „Für uns sind Hochschulen wichtig und für Kleve ist die Hochschule Rhein-Waal ein echter Standortfaktor.“ Ein Partner in der Kanzlei ist zudem Dozent an der Hochschule. „Indem wir die Region in die Hochschule holen, kommt die Hochschule auch in die Region“, sagt Oliver-Locker-Grütjen. Noch so eine Verzahnung – für die sich auch der Förderverein Campus Cleve einsetzt, wie der Vorsitzende Peter Wack betont. „Das Bewusstsein dafür, die Hochschule an die Region anzubinden, ist gewachsen.“ Der internationale Schwerpunkt der Hochschule mit englischsprachigen Studiengängen sei wichtig – gerade für viele Unternehmen im Mittelstand am Niederrhein sei aber auch das Deutsche unerlässlich. Wie lange man sich schon um eine enge Anbindung an den Niederrhein bemühe, machte Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers deutlich. Pascal Thölke gilt als der erste Student der Hochschule Rhein-Waal, der seinen Vertrag für eine Festanstellung in der heimischen Wirtschaft in der Tasche hat. 2013 war das, bei Vink Kunststoffe in Emmerich. Sein Studentenausweis trug die Nummer: 001.