Mit Hochschul-Denke in die Wirtschaft

Campus Cleve präsentiert:

Erst Studierende – dann Fachkräfte: Mit Hochschul-Denke in die Wirtschaft

Mit fortschreitender Digitalisierung wandelt sich auch die Branche der Steuerberater grundlegend. Henning Verhohlen hat erst an der Hochschule Rhein-Waal studiert und ist nun bei KPP in Kleve tätig. Was ihn an dem Job so fasziniert.

Kreis Kleve - Kleve - Wenn er von Bekannten gefragt wird, was er studiert hat, dann sagt Henning Vermohlen manchmal einfach: „BWL auf Englisch.“ Und lacht. Natürlich sei International Business and Social Sciences, wie der Studiengang an der Hochschule Rhein-Waal eigentlich heißt, deutlich mehr, erklärt Oliver Locker-Grütjen. „Die Hochschule ist interdisziplinär angelegt. Es geht um Gesellschaft und Ökonomie, um große gesellschaftliche Herausforderungen. Berufe wandeln sich, dafür braucht man breit ausgebildete Kräfte. Nur so können wir zukunftsfähig den Markt bedienen“, sagt der Präsident der Hochschule Rhein-Waal.

Henning Vermohlen ist 34 Jahre alt und stammt aus Kleve. Heimat sei immer ein großer Teil seines Lebens gewesen, sagt er. Die Chance einer Hochschule vor der eigenen Haustür wollte er gerne nutzen, auch seine Eltern traten schon früh dem Förderverein bei. „Ich hatte schon immer eine Affinität zu Zahlen, zum Analytischen“, sagt er. Mit nichts ließen sich Prozesse leichter abbilden. So fand sich der passende Studiengang, abgeschlossen mit einem Bachelor-Zeugnis. Nach zwei beruflichen Stationen beschloss Vermohlen, etwas Neues wagen zu wollen – und bewarb sich bei der Steuerberatungsgesellschaft KPP. „Eigentlich habe ich mich als Steuerassistent beworben, mit dem Ziel später Steuerberater zu werden“, sagt er. Beim Bewerbungsverfahren kam er dann aber mit Volker Wein ins Gespräch. Er ist einer der Geschäftsführer der Steuerkanzlei. „Es war ein sehr produktives Bewerbungsgespräch, bei dem wir geschaut haben, was am besten passt. Da bin ich sehr dankbar für“, sagt Vermohlen. Nun ist er bei der Kanzlei in der Unternehmensberatung tätig. „Das ist das, was wir brauchen“, sagt Wein. 

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Bildunterschrift: Volker Wein, Peter Wack, Henning Vermohlen, Oliver Locker-Grütjen und Hans-Josef Kuypers in den Räumen von KPP (von links).

KPP beschäftigt rund 90 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten. „Wir verknüpfen die Gebiete Wirtschaft, Recht und Steuern mit Fragen, die sich im grenzübergreifenden Bereich stellen“, sagt Volker Wein. Die Steuerberatung wandele sich grundlegend, man sei auf dem Weg, das Rechnungswesen komplett zu digitalisieren. „Jede Doppelbelastung von Belegen ist fehleranfällig“, sagt der Fachberater für Internationales Steuerrecht. Die Software zur Erfassung von Belegen werde immer besser, die Räume, die man früher zur Lagerung unzähliger Akten benötigte, immer leerer. Gleichzeitig werden Bereiche wie die der Unternehmensberatung immer relevanter. Genau das Spannungsfeld in dem nun Henning Vermohlen arbeitet.

Der 34-Jähriger ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich lokale Wirtschaft und Hochschule verzahnen können. „Hochschul-Absolventen lernen, sich in etwas einzudenken. Diese Art des Denkens ist sehr wichtig“, sagt Volker Wein. „Für uns sind Hochschulen wichtig und für Kleve ist die Hochschule Rhein-Waal ein echter Standortfaktor.“ Ein Partner in der Kanzlei ist zudem Dozent an der Hochschule. „Indem wir die Region in die Hochschule holen, kommt die Hochschule auch in die Region“, sagt Oliver-Locker-Grütjen. Noch so eine Verzahnung – für die sich auch der Förderverein Campus Cleve einsetzt, wie der Vorsitzende Peter Wack betont. „Das Bewusstsein dafür, die Hochschule an die Region anzubinden, ist gewachsen.“ Der internationale Schwerpunkt der Hochschule mit englischsprachigen Studiengängen sei wichtig – gerade für viele Unternehmen im Mittelstand am Niederrhein sei aber auch das Deutsche unerlässlich. Wie lange man sich schon um eine enge Anbindung an den Niederrhein bemühe, machte Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers deutlich. Pascal Thölke gilt als der erste Student der Hochschule Rhein-Waal, der seinen Vertrag für eine Festanstellung in der heimischen Wirtschaft in der Tasche hat. 2013 war das, bei Vink Kunststoffe in Emmerich. Sein Studentenausweis trug die Nummer: 001.