Ein Roboter für die schwere Arbeit

Campus Cleve präsentiert:

Erst Studierende – dann Fachkräfte: Ein Roboter für die schwere Arbeit

In einer Serie stellen wir Unternehmen vor, die Studierenden der Hochschule Rhein-Waal eine berufliche Zukunft bieten. So wie Patrick Derksen, der als Ingenier bei Project in Kranenburg Maschinen entwickelt.

Kreis Kleve - Kranenburg - Sie hat den Arm freundlich wie zum Gruß gehoben und steht still in ihrer Nische der großen „Project“-Halle in Kranenburg am Hammereisen. Ein rotes Fahrgestell trägt den Aufbau, auf dem der Roboterarm sitzt. Wenn die Maschine in Serie geht, muss sie schwerste Arbeit verrichten: Dann soll sie an 100 Meter langen Spinnerei-Maschinen-Straßen vorbeifahren und Kilo schwere Garnspulen auf die vorgesehenen Stangen setzen, von denen dann die neuen Garne gezwirbelt werden. 42 Spulen kann sie dann tragen und drei Spinnerei-Straßen versorgen. Es sind keine leichten Garne für ein luftiges Sommerkleid, sondern die Spulen tragen schweres Glasfasermaterial, das in Autoreifen die Stahlarmierung ersetzt.

Die Maschine, ein Roboter, steht schon bereit und hat die erste Bewährungsprobe bestanden. Es war ein Auftrag aus den USA für die Elektro-Techniker und Maschinenbauer der Firma „Project“ in Kranenburg. „Die Project Unternehmensgruppe entwickelt anspruchsvolle Automatisierungslösungen für Verpackungsprozesse unter anderem in der Getränke-, Lebensmittel- und Hygieneindustrie, aber auch in den Branchen Holz, Stahl, Bau, Glas oder Papier“, erklärt Kevin Kopytziok, Sprecher des Unternehmens. Dabei werde die komplette Prozesskette der Endverpackung, beginnend mit der Sekundärverpackung der Produkte über die Kommissionierung bis zur Lageranbindung, abgedeckt, ergänzt Geschäftsführer Johannes Jansen.

Jansen und Derksen stehen rund um den neuen Roboter in der Halle, zusammen mit Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers und Gerhard Heusipp von der Hochschule Rhein-Waal (HSRW). Denn auch die Project Unternehmensgruppe, ihre internationale Kundschaft und nicht zuletzt der Roboter stehen beispielhaft für die gute Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft in der Region und der HSRW. Eine Zusammenarbeit, die zeigt, wie innovativ und international die Wirtschaft am Niederrhein aufgestellt ist.

Die anspruchsvolle Roboter-Anwendung ist eine Project-Entwicklung. „Wir haben dazu vorhandene Maschinen-Komponenten genommen. Das Herzstück ist die von uns entwickelte Steuerung und Sensorik“, sagt Jansen. Maßgeblich an der Entwicklung der Maschine beteiligt ist Patrick Derksen, stellvertretender Leiter der mechanischen Konstruktion bei Project. Derksen hat bei Project von der Pike auf gelernt und dann an der Hochschule Rhein-Waal Maschinenbau studiert, einen Bachelor in Mechatronik und anschließend einen Master in Bionik gemacht. Dann fand er einen attraktiven Arbeitsplatz bei Project.

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Bildunterschrift: Patrick Derksen zeigt, wie der Roboter später die Spulen auf die Gitter setzen muss.

Die Studiengänge helfen bei der Entwicklung des Roboters: Derksen weiß, dass man, um der menschlichen Bewegung nahe zu kommen, ein siebtes Gelenk im Roboterarm haben muss, damit die Maschine den Arm ums Eck drehen kann für die nächste Bewegung, ohne dass sich die „Hand“ – also der Greifer mit der Spule – bewegt. Damit Arm und Greifer aber wissen, wo sie die Spule exakt einsortieren müssen, braucht der Roboter „Augen“: Sensoren und Kameras, die an der richtigen Stelle den richtigen Ausblick haben um die richtige Stange zu finden, auf der die Spule zu sitzen kommt. „Dabei kann der Roboter ja nicht die weichen Korrektur-bewegungen wie ein Mensch machen – er muss das schon sehr genau treffen“, sagt Derksen.

Und er muss wissen, wie er von A nach B fährt. Und das selbstständig, ohne dass ihn Induktionsschleifen in der Erde leiten. „Er bekommt von uns gesagt, dass er an die Maschine muss und dort einzelne Punkte zu bestücken hat, und dass er dazu von einem bestimmten Ort losfahren muss“, sagt Derksen. Jansen ergänzt: „Wenn dann mal eine Palette im Weg steht, muss er eigenständig drumherum fahren und darf nicht stehen bleiben: Die Arbeit muss zügig vorangehen“.

Es ist eine sehr komplexe Geschichte, die der stille Roboter in der Nische mit dem wie zum Gruß erhobenen Arm und dem roten Fahrgestellt zu lernen hat und die die Ingenieure rund um Derksen dem Teil beibringen müssen. „Das beginnt damit, dass wir erst einmal stundenlang über Excel-Tabellen gesessen haben“, sagt Derksen. Jetzt steht die Maschine da und kann schon fast alles, soll bald serienreif sein und mit vielen anderen die schwere Arbeit verrichten.

„Für unsere Produkte brauchen wir hoch spezialisierte Kollegen“, sagt Jansen. Dazu bildet das Maschinenbau-Unternehmen selber aus und kann – seitdem die Hochschule ihren Sitz in Kleve hat – auch auf das Know-how der dortigen Technik-Fachbereiche zugreifen. Und weiß, dass hier die Ingenieure ausgebildet werden, die die Wirtschaft braucht. „Wir vergeben Studierenden-Arbeiten und Abschlussarbeiten an die Hochschule“, sagt Jansen.

Durch die Hochschule haben die regionalen Unternehmen die Chance, diese Spezialisten für die Unternehmen gewinnen zu können, sagen Kuypers und Monika Geenen für den HSRW-Förderverein Campus Cleve. Heusipp ergänzt, dass die Studierenden hier vor Ort viele spannende Angebote in den Unternehmen finden: Innovativ wie die Hochschule und ebenso international. Jansen: „Wir arbeiten mit Unternehmen von Finland bis Südafrika und von Japan bis in die USA.“ Er fügt an, dass man stolz sei, die Ingenieure für die Arbeit gewinnen zu können.